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Lausitzer Rundschau: An der Alarmglocke Weltklimarat legt Jahresbericht vor

Cottbus (ots)

Wenn im Bürogebäude zu oft Brandschutzübungen durchgeführt werden, nehmen die Angestellten die Sirene bald nicht mehr ernst. Der Weltklimarat hat in der Vergangenheit vielleicht zu oft und zu laut Alarm gerufen für den Gegenstand, um den es geht. Denn das Weltklima ist ein schweres, globales Schwungrad, und auch angesichts des Anstieges des CO2-Gehalts in der Luft auf einen Wert, den es zuletzt vor drei Millionen Jahren im Pilozän gab, ist eine unmittelbare Reaktion nicht sichtbar. Der Meeresspiegel steigt, das ist bewiesen. Aber im Millimetertempo. So langsam schmelzen auch die Gletscher. Es wird wärmer. Ja. Aber nicht an der Nordsee, im letzten Urlaub. So denken viele. Es sind bei diesem speziellen Alarm sozusagen weder Rauch noch Feuer zu sehen. Deswegen, und weil jede Veränderung ökonomische, politische und soziale Kräfte kostet, haben es die Lobbyisten des Weiterso ziemlich leicht. Wenn dann noch, wie in der Vergangenheit geschehen, in den Klimaberichten Fehler und Manipulationen festgestellt werden, ist endgültig alles klar. Noch jeder kann einen Wahlkampf gewinnen, wenn er sagt: Wir machen den Klimaquatsch nicht mit, wir setzen auf fossile Energie, große Autos, Massenkonsum, Kohle, Stahl und so weiter. Erstens, weil wir die Arbeitsplätze brauchen und zweitens, weil wir nicht die Einzigen sein wollen, die sich einschränken. Motto: Was nützt bei uns hier oben der Brandschutz, wenn die da unten rauchen. Es ist schon komisch, dass sich ausgerechnet US-Außenminister John Kerry jetzt so alarmiert zeigt über den aktuellen Klimabericht. Denn er ist Repräsentant eines Landes, das pro Kopf am meisten CO2 von allen ausstößt und jede wirksame globale Klimapolitik bisher verhindert hat. Meldet er sich nur, weil die Erde die Grenze der Zwei-Grad-Erwärmung bald überschreiten wird, falls China, Indien und Brasilien so weitermachen? Diese zwei Grad haben die Industrieländer fast allein aufgehäuft. Jetzt den Schwellenländern Begrenzungen auflegen zu wollen, wird nicht funktionieren. Im Moment blockieren sich alle gegenseitig bei den Weltklimakonferenzen. Zehntausende von Experten reisen viel Kerosin verbrauchend durch die Welt, um der Schnecke Klimaschutz beim Fort- und Rückschreiten zuzusehen. Dieses Jahr trifft man sich in Lima, nächstes Jahr in Paris. Dort gibt es die für lange Zeit wahrscheinlich letzte Chance, ein verbindliches Abkommen für alle Länder zu erzielen. Zu erwarten ist jedoch nicht, dass die Staaten aus dem neuen Bericht der Klimaexperten mehr entnehmen werden, als aus den früheren. Die Klimaforscher müssen trotzdem weitermachen, denn einer muss die Daten sammeln und die Menschen immer wieder möglichst nüchtern informieren. Bis sie hören - oder fühlen.

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