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WAZ: Grund zur Sorge, nicht zur Gelassenheit - Kommentar von Stefan Schulte zu Rekordverlusten bei Eon und RWE

Essen (ots)

Keine Branche ist derart abhängig von der Politik wie die Energiewirtschaft. Aus gutem Grund: Kein Staat kann es sich erlauben, die Stromversorgung seiner Bürger dem Zufall zu überlassen. Börsennotierte Stromkonzerne geraten latent in Interessenskonflikte mit der Politik. Steuert der Gesetzgeber um, ändert etwa Klimaziele samt Subventionen, Steuern und Abgaben, können ganze Geschäftsmodelle zusammenbrechen und neue entstehen. Nirgends lässt sich das besser beobachten als in Deutschlands Energiehauptstadt Essen.

RWE und Eon haben radikal auf die Energiewende reagiert und sich aufgespalten. Beide haben ihre Ökosparten samt Vertrieb und Netzen vom alten Kraftwerksgeschäft getrennt. Das ist nur konsequent, schließlich will Deutschland bis Mitte des Jahrhunderts seine Energie fast ganz aus erneuerbaren Quellen gewinnen. Konzerne, die überleben wollen, müssen die Energiewende prägen statt sie zu bekämpfen. So historisch wie der Umbruch sind nicht zufällig nun auch die Verluste: RWE hat mit 5,7 Milliarden Euro einen Negativrekord erzielt, Eon mit unvorstellbaren 16 Milliarden. Beide drücken die Altlasten samt Kosten für den Atomausstieg.

Mit Eon-Chef Johannes Teyssen und Peter Terium, der die RWE-Ökotochter Innogy führt, stehen zwei Manager für den Umbruch, die nicht jeder als grüne Visionäre durchgehen lässt. Terium hat klar den besseren Start hingelegt und für Innogy viel Geld beim Börsengang eingesammelt, das er jetzt investieren kann. Vorreiter Teyssen machte es umgekehrt und verkaufte seine Kraftwerkstochter Uniper.

Doch die Finanzmärkte zeigten überdeutlich, wie wenig ihnen alte Energie noch wert ist. Und wie realitätsfern die Buchwerte waren. Teyssen mag trotz der Horror-Bilanz betont cool bleiben, auf die Altlasten wird er nicht noch einmal verweisen können. Und die Eon-Mitarbeiter dürften in Erwartung des Stellenabbaus alles andere als gelassen sein. Es wird auch nicht jeder von ihnen verstehen, wie die Dividende und das steigende Chefgehalt zum Rekordverlust passen.

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