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Schwäbische Zeitung: Leitartikel zur Nullzinspolitik: Verlängerte Leidenszeit

Ravensburg (ots)

Die deutschen Sparer müssen sich noch länger mit der faktischen Abschaffung der Zinsen arrangieren. Deutlich länger. Das lässt sich aus den Äußerungen von EZB-Chef Mario Draghi entnehmen. Der hat am Donnerstag der Öffentlichkeit wieder einmal die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank erklärt. Die Zinsen erhöht hat der Italiener nicht. Aber das war auch gar nicht erwartet worden. Dass er jedoch etwas zur Drosselung der Wertpapierkäufe sagen würde, haben viele Akteure an den Finanzmärkten zumindest erhofft. Stattdessen: Bis mindestens Ende Dezember 2017 sollen Monat für Monat 60 Milliarden Euro in den Kauf von Staats- und Unternehmensanleihen fließen. Wenn nötig auch darüber hinaus.

Den Grund dafür lieferte Draghi gleich hinterher. Der zuletzt deutlich stärkere Euro macht den Währungshütern zunehmend Sorgen. Ein starker Euro hat zwei zurzeit unerwünschte Effekte: Zum einen macht er Importe aus dem Ausland in die Eurozone billiger - und drückt so die Inflation. Dadurch rückt die von der EZB angestrebte Teuerungsrate von zwei Prozent in weitere Ferne. Wie zum Beweis hat die Notenbank ihre Inflationsprognose für 2018 und 2019 gesenkt. Zum anderen macht er Exporte aus dem Euroraum im Ausland teurer. Das wiederum könnte den Konjunkturaufschwung im gemeinsamen Währungsraum abwürgen.

Im Oktober nun soll es Klarheit geben. Klarheit darüber, wie der Ausstieg aus den krisenbedingten Sondermaßnahmen erfolgen soll. Bleibt die wirtschaftliche und politische Großwetterlage so, wie sie ist, dürfte das Kaufprogramm 2018 schrittweise zurückgefahren werden. Allein schon aus technischen Gründen: Denn die EZB darf nicht mehr als ein Drittel der ausstehenden Staatsanleihen eines Euro-Mitglieds aufkaufen. Diese Grenze wird die Notenbank im Fall von Deutschland in den kommenden Monaten erreichen. An dem für Sparer wichtigen Leitzins, der seit März 2016 bei null Prozent liegt, werden die Währungshüter dagegen erst nach Auslaufen der Anleihekäufe drehen. Vor 2019 sollte daher keiner auf steigende Zinsen wetten.

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